Circus-, Varieté-
und Artistenarchiv in Marburg
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Das Marburger Circus-, Varieté- und Artistenarchiv, das im Gebäude der ehemaligen „Ketzerbachschule“ untergebracht ist, hat sich die breite Dokumentation populärer Unterhaltungskünste zum Ziel gesetzt. Die Dokumentation umfasst sowohl die Institutionen (Zirkus-Unternehmen, Varieté-Häuser), deren Programmgestaltung wie auch die biographischen Daten von Artistinnen und Artisten. Eine Fachbibliothek ist angeschlossen. Das Archiv steht allen Interessierten an Zirkus und Varieté, Schulgruppen, vor allem aber auch der wissenschaftlichen Forschung offen. Langfristig ist geplant, die Bestände einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Beteiligung an verschiedenen Projekten und Ausstellungen zu Zirkus und Varieté (z.B. am „Traumtänzer“-Projekt des HR 2003).
Geschichte
der Einrichtung
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Im Juni 1955 gründete sich die „Gesellschaft der Circusfreunde in Deutschland“, die es als eines ihrer Ziele betrachtete, die verschiedenen privaten Sammlungen auf dem Gebiet des Zirkus und der Artistik in einem „Circus- und Artisten-Museum“ zusammenzuführen und als ständige Einrichtung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Zuge dieses wechselreichen, aber niemals realisierten Projektes wurde am 11. Dezember 1976 von acht Organisationen und Verbänden in Marburg die „Kunsthistorische Gesellschaft für Circus- und Varietékunst“ gegründet. Die Kunsthistorische Gesellschaft verstand sich als unabhängiger Trägerverein für ein „Deutsches Circus- und Varieté-Museum“, deren Sammel- und Präsentationstätigkeit in enger Verbindung zur „Gesellschaft für Circusfreunde“ gedacht war. Von der Stadt Marburg wurde diese Initiative für die langfristige Errichtung eines Zirkus-Museums von Anfang an unterstützt. Der Tatkraft und des Einsatzes des ersten und langjährigen Vorsitzenden Rudolf Geller und seiner Gattin Lieselotte ist es vor allem zu verdanken, dass aus dieser Initiative das heute bestehende, wohl geordnete Archiv mit seinen umfangreichen Beständen in Marburg existiert und durch Beteiligung an Ausstellungen und Projekten als Marburger Sammlung bundesweit präsent ist.
Beschreibung
der Archivbestände
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Die Marburger „Circus-, Varieté und Artistenarchive“ gliedern sich in verschiedene Sammlungsschwerpunkte: Im biographisch gegliederten „Artistenarchiv“ befinden sich Materialien, Fotos, Künstlerrequisiten und -kostüme von ca. 22 500 Artisten bzw. Unternehmen. Kernstück dieser Sammlung sind Mappen für einzelne Künstlerinnen und Künstler, in denen sich die großen Namen des deutschen und europäischen Zirkus und Varietés in übersichtlicher und somit leicht zugänglicher Weise auffinden lassen. Ca. 73 000 Fotos, über 30 000 Dokumente (wie Verträge, Programme, Presseberichte etc.) und rund 330 Plakate liefern ein plastisches Bild von Künstlerleben. Einen besonders schönen Bestand stellt die Sammlung von Künstler-Alben dar. Das Varieté- und das Circus-Archiv sind nach Unternehmen geordnet; Kernstück bilden hier – neben Fotos und anderen Dokumenten – die umfangreichen Plakat- (über 1000) und Programmsammlungen (fast 6000). Es sind insgesamt 240 Circus-Unternehmen und 481 Varietés dokumentiert. Die „Hans-Günther-Buchholz-Gedächtnis-Bibliothek“ umfasst ca. 1400 Fachpublikationen und einem umfangreichen Bestand aus nationalen und internationalen Fachzeitschriften (70 mit ca. 7000 Einzelheften) sowie eine kleinere Sammlung von Tondokumenten und Zirkus- und Varietéfilmen.